Dordogne und Südwestfrankreich
Im Zuge meiner WSET3-Ausbildung habe ich angefangen, mir einige wesentliche Punkte zu den Anbauregionen aufzuschreiben. Die nachfolgende Übersicht ist der aktuelle Stand und wird sicherlich zum geeigneten Zeitpunkt fortgeschrieben.
Kategorie | Dordogne (Bergerac & Monbazillac) | Südwestfrankreich (Cahors, Côtes de Gascogne, Madiran, Jurançon) |
---|---|---|
Klima | – Gemäßigt-maritim mit kontinentalen Einflüssen: milde Winter, warme bis heiße Sommer und regelmäßiger Niederschlag. – Bergerac zeigt klassische Bordeaux-ähnliche Verhältnisse, während Monbazillac oft durch kühlere Morgen und häufige Nebelbildung geprägt ist (förderlich für Botrytis). | – Vielfältig: • Cahors: Kontinental mit mediterranen Einflüssen (heiße, trockene Sommer, kühle Winter, starke diurnale Schwankungen). • Côtes de Gascogne: Warm und sonnig mit mediterranen Einflüssen und längerer Vegetationsperiode. • Madiran: Kontinental-mediterran, mit intensiver Sonneneinstrahlung und kühlen Nächten. • Jurançon: Milder, teils atlantisch geprägt, mit warmen Sommern und relativ milden Wintern. |
Bodenverhältnisse | – Vielfältig und meist kalkbetont: • In Bergerac dominieren kalkhaltige Lehme, Ton und sandige Böden, die einen Bordeaux-ähnlichen Terroirausdruck ermöglichen. • In Monbazillac sind vorwiegend kalkreiche, gut drainierende Böden typisch, was die kontrollierte Entwicklung von Botrytis unterstützt. | – Heterogen: • Cahors: Schwere, kalkhaltige Lehmböden mit Gravelfragmenten und Kalksteinanteil fördern Mineralität. • Côtes de Gascogne: Vorwiegend sandige und kiesige Böden mit exzellenter Drainage, die Frische und Fruchtaromen begünstigen. • Madiran: Kalk- und tonige Böden, teils mit sandigen Anteilen. • Jurançon: Lehmige, kalkhaltige und teils granitische Böden, die den Weinen eine ausgeprägte Mineralität verleihen. |
Wesentliche Klimafaktoren | – Atlantischer Einfluss: Mildert extreme Temperaturen; Flussnähe (z. B. Dordogne) moduliert das Mikroklima. – Topographie: Hügellagen schaffen unterschiedliche Mesoklimata und Reifekonturen. | – Vielfache Einflüsse: • Kombination aus atlantischen, mediterranen und kontinentalen Faktoren. • Intensive Sonneneinstrahlung und starke diurnale Temperaturunterschiede (besonders in Cahors und Madiran). • Regionale Topographie (Hügel und Täler) erzeugt zahlreiche Mikroklimate. |
Vitikulturelle Herausforderungen | – Frost: Frühjahrsfröste, insbesondere in exponierten Lagen. – Feuchtigkeit: Hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt Pilzkrankheiten (z. B. Mehltau). – Reifeunregelmäßigkeiten: Variabler Niederschlag kann zu ungleichmäßiger Reifung führen. | – Frostgefahr: Besonders in den frühkalten Perioden, die für kontinentale Lagen typisch sind. – Hitzestress & Trockenheit: Intensive Sonneneinstrahlung (z. B. in Cahors und Madiran) führt zu Hitzestress, während Dürreperioden das Wachstum beeinträchtigen können. – Sonnenschäden & Pilzbefall: Extremes Wetter (Hitze, Hagel, starke Regenfälle) kann zu ungleichmäßiger Reifung und erhöhter Pilzgefahr führen. |
Maßnahmen zur Bewältigung | – Standortwahl: Anbau in Hanglagen oder windgeschützten Zonen zur Minimierung von Frostschäden. – Weinbergsmanagement: Präziser Rebschnitt, Laublockerung und Ertragskontrolle verbessern Luftzirkulation und Sonnenexposition. – Ernteplanung: Optimale Lesezeitpunkte, um den gewünschten Reifegrad zu erzielen; in Monbazillac gezielte Maßnahmen zur Förderung von Botrytis (ohne Überfeuchtung). | – Technische Schutzmaßnahmen: Einsatz von Windmaschinen und gegebenenfalls Bewässerung oder Schattierung in heißen Perioden. – Canopy Management: Optimierung der Laubdecke zur Regulierung der Sonneneinstrahlung und Verbesserung der Belüftung. – Ertragskontrolle und präzise Ernteplanung: Um Hitzestress, übermäßige Tanninextraktion (z. B. in Madiran) und ungleichmäßige Reifung zu vermeiden. |
Hauptanbauregionen & Weinstile | – Bergerac AOC: • Rotweine: Bordeaux-ähnliche Blends (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Malbec) – meist fruchtbetont und elegant. • Weißweine: Frische, aromatische Varianten (Sauvignon Blanc, Sémillon, Muscadelle). – Monbazillac AOC: • Bekannt für edelsüße Weißweine, die vorwiegend aus Sémillon (ergänzt durch Sauvignon Blanc und Muscadelle) hergestellt werden, mit intensiver Botrytis-Entwicklung. | – Cahors AOC: • Rotweine: Robust und tanninreich, dominiert von Malbec (Côt) – Weine mit tiefdunkler Farbe und großer Lagerfähigkeit. – Côtes de Gascogne IGP: • Weißweine: Frisch, aromatisch (Colombard, Ugni Blanc, Gros/Petit Manseng) sowie leichtere Rot- und Rosévarianten; typischerweise zugänglich und fruchtbetont. – Madiran AOC: • Rotweine: Intensive, kraftvolle Weine, vorwiegend aus Tannat, mit strengen Ertrags- und Produktionsvorgaben. – Jurançon AOC: • Weißweine: Sowohl trockene als auch edelsüße Varianten aus Gros und Petit Manseng, oft mit differenzierter Vinifikation. |
Besonderheiten der Weinherstellung | – Bergerac: Kombination aus traditionellen Methoden und moderner Technik; teilweise Barrique-Ausbau zur Komplexitätsentwicklung. – Monbazillac: Besonderer Fokus auf späte Lese und schonende Pressung, um die delikaten Aromen und den charakteristischen Botrytis-Effekt zu erhalten. | – Cahors: Traditionelle Praktiken mit längerer Mazeration und Eichenfasslagerung zur Weichmachung der intensiven Tannine. – Côtes de Gascogne: Moderne Edelstahlgärung zur Erhaltung von Frische und aromatischem Ausdruck; experimentelle Ansätze dank flexibleren IGP-Regelungen. – Madiran: Intensive Tanninführung, teilweise unterstützt durch innovative Verfahren wie Mikrooxygenierung. – Jurançon: Differenzierte Prozesse für trockene und edelsüße Weine, mit besonderer Sorgfalt bei der späten Lese und Verarbeitung botrytis-beeinflusster Trauben. |
Rechtliche Bestimmungen & Klassifikationen | – AOC-Regelwerke (Bergerac & Monbazillac): Strenge Vorschriften zu erlaubten Rebsorten, maximalen Erträgen, Mindestalkoholgehalt, Erntezeitpunkten und Weinbereitungstechniken. – Keine historische Klassifikation à la Bordeaux 1855, jedoch klare stilistische Vorgaben. | – AOC/Vorschriften: • Cahors, Madiran und Jurançon: Jede AOC definiert detailliert zugelassene Sorten, Ertragsgrenzen, Mindestalkohole und spezifische vinifikatorische Vorgaben, um den charakteristischen Stil zu sichern. – Côtes de Gascogne (IGP): Flexiblere Regelungen, die experimentellen Ansätzen und einer breiteren stilistischen Vielfalt Raum geben. |
Zusammenfassende Bemerkungen
- Klima & Böden:
Dordogne (Bergerac und Monbazillac) profitiert von einem gemäßigt-maritime Klima mit deutlicher kontinentaler Prägung und kalkbetonten Böden, während Südwestfrankreich – je nach Region – von einer Kombination aus atlantischen, mediterranen und kontinentalen Einflüssen sowie einer großen Bodenvielfalt (von schweren Lehmböden bis zu sandigen, kiesigen Strukturen) geprägt ist. - Herausforderungen & Maßnahmen:
Beide Regionen müssen mit Risiken wie Frost, Hitzestress und Pilzbefall umgehen. Entsprechende Weinbergsmanagementstrategien (z. B. präziser Schnitt, Ertragskontrolle, gezielte Laublockerung) und technische Schutzmaßnahmen werden je nach regionalen Gegebenheiten angepasst. - Weinvielfalt & Recht:
Während in der Dordogne klassische Bordeaux-ähnliche Rot- und charakteristische edelsüße Weißweine entstehen, bietet Südwestfrankreich mit Regionen wie Cahors, Madiran und Jurançon ein breites Spektrum – von robusten, tanninreichen Rotweinen bis hin zu frischen, aromatischen Weißweinen. Die strengen AOC-Vorschriften in vielen dieser Regionen garantieren einen bestimmten Stil und eine Qualitätsnorm, während die IGP (z. B. Côtes de Gascogne) mehr Flexibilität erlaubt.